Die Podiumsdiskussion

Die ersten Monate des Jahres 1932 waren für den weiteren Lebensweg von Erika Mann von entscheidender Bedeutung. Zwei Ereignisse markierten dabei den Scheidepunkt weg vom unbeschwerten Luxusleben einer Tochter aus gutem Hause hin zu einer engagierten Politaktivistin, die im Kampf für Demokratie, Menschrechte und Humanität weder sich, noch andere schonte.
Nach dem Skandal um ihren Vortrag bei der pazifistischen Frauenversammlung am 13. Januar 1932 in München, verdeutlichten die Ereignisse, die sich um die politisch motivierte Entlassung aus dem bereits fest vereinbarten Engagement am Weißenburger Bergwaldtheater entsponnen, der jungen Schauspielerin endgültig, dass ein öffentliches Engagement gegen die zunehmend an Einfluss gewinnende NS-Bewegung unerlässlich war. Unmittelbar verbunden mit ihrem kompromisslosen Kampf gegen die politischen Verhältnisse in Deutschland sind maßgebliche Einflüsse auf die Vita ihres Vaters. Ihre politische Überzeugung verhinderte nicht nur die Rückkehr ihrer Eltern nach Deutschland und die damit verbundene, real existierende Gefahr einer Verhaftung durch die Gestapo kurz nach der Machtergreifung 1933. Auch der endgültige, offene Bruch Thomas Manns mit Nazi-Deutschland im Jahr 1936 und die Entscheidung nach Kriegsende nicht nach Deutschland zurückzukehren, gehen auf die Einflussnahme seiner Tochter Erika und die aus den Ereignissen des Jahres 1932 resultierende Politisierung verbunden mit einer grundlegenden Änderung ihrer persönlichen Lebenseinstellung zurück.

Ankündigung von Erika Manns Auftritt auf der Friedensversammlung am 13. Januar 1932
Titelbild der Begleitbublikation zur Opernaufführung am 25./ 26. Juni 2022
(Präsentation am 16. Juni 2022)

Unter der Überschrift Erika Mann und das Bergwaldtheater Weißenburg – Eine Schauspielerin im Kampf gegen den Nationalsozialismus diskutierte Frau Prof. Irmela von der Lühe am 16. Juni 2022  im Wildbadsaal Weißenburg mit von Dr. K.-F. Ossberger über die Bedeutung der Ereignisse des Jahres 1932 auf die Prägung der bis dahin an Politik wenig interessierten Erika Mann.
Frau Prof. von der Lühe, die 1993 mit einer Arbeit an der FU Berlin über Erika Mann habilitierte, ist die Spezialistin zum Thema Erika Mann. Neben der Biographie „Erika Mann. Eine Lebensgeschichte“ ist sie Herausgeberin zahlreicher Bücher zu Leben und Werk der Tochter des Literaturnobelpreisträgers Thomas Mann. Zuletzt kuratierte sie die Ausstellung anlässlich des 50. Todesjahres von Erika Mann 2019 in den Räumen der Münchner Stadtbibliothek „Monacensia“.
Dr. Martin Weichmann, Autor der Publikation W.A. Mozart-Erika Mann: Apollo und Hyazinth. Weißenburg 1932-2022 beschäftigt sich seit Jahren mit den Ereignissen, die zur Aufkündigung des Engagements von Erika Mann am Weißenburger Bergwaldtheater führten. Die intensive Beschäftigung mit den Hintergründen von Erika Manns Beteiligung an der Oper “Apollo und Hyazinth”, die ebenfalls im Bergwaldtheater zur Aufführung kommen sollte, gab den Impuls, die 90 Jahre zurückliegenden Ereignisse in Weißenburg im Rahmen einer literarisch-musikalischen Kollage aufzuarbeiten und auf die Bühne zu bringen.

Die Abendveranstaltung stellte gleichzeitig den Rahmen zur Präsentation der Begleitpublikation zur Aufführung der Oper „Apollo und Hyazinth“ am 25./ 26. Juni 2022 in Weißenburg dar (W.A. Mozart-Erika Mann: Apollo und Hyazinth. Weißenburg 1932-2022. Hintergründe zur Oper und einer Aufführung, die nicht stattfand. Heft 8 der Schriftenreihe der Frankenbund Gruppe Weißenburg).