Das Opernprojekt
Wolfgang Amadeus Mozart – Erika Mann – Das Weißenburger Bergwaldtheater
Drei Begriffe, die auf den ersten Blick scheinbar wenig miteinander zu tun haben?
Im Sommer 1932 sollte das Singspiel „Apollo und Hyazinth“, das der gerade 11jährige Mozart im Jahr 1767 komponiert hatte im Weißenburger Bergwaldtheater zu Aufführung kommen. Geplant war, bei der Inszenierung auf die Version e Bearbeitung zurückzugreifen, die wenige Monate zuvor in München Premiere hatte. Erika Mann, die Tochter des Literaturnobelpreisträgers Thomas Mann, hatte hierzu eine Bearbeitung des Librettos in deutscher Sprache beigesteuert. Statt der geplanten Opernaufführung im Rahmen des Weißenburger Festspielsommers kam es aber nach nationalsozialistischen Störmanövern zu einem handfesten Skandal, der Weißenburg reichsweite Schlagzeilen bescherte, auf die der für die Organisation verantwortliche Verkehrsverein gerne verzichtet hätte.
90 Jahre nach der „ausgefallenen Aufführung“ in Weißenburg reifte vor Ort der Entschluss, Apollo und Hyazinth in der Version von 1932 möglichst originalgetreu zu rekonstruieren und- wie 1932 vorgesehen- auf die Bühne zu bringen. Neben dem Bestreben, die Lücke zu füllen, die damals durch das beschämende Verhalten der Weißenburger Verantwortlichen entstanden war, verfolgte die Inszenierung ein weiteres Ziel: sie soll auch als Hommage an Erika Mann die Ereignisse des Skandales und dessen Hintergründe nachzeichnen sowie den aufopfernden Kampf der Autorin gegen die sich abzeichnenden politischen Fehlentwicklungen darstellen und würdigen.
Nicht im weiten Halbrund der Waldbühne Bergwaldtheater sondern auf einer kleineren Freilichtbühne mitten in der Stadt- „Am Hof“ -sollte das Singspiel nach den Planungen des verantwortlichen Intendanten Egon Schmid inszeniert werden. Am Martin-Luther-Platz, also unweit der Stelle, an der auch die Aufführung in den 30er Jahren geplant, war, sollte am letzten Juni-Wochenende 2022 unter Federführung der Weißenburger Gruppe im Frankenbund die Oper, die bisher überhaupt nur zweimal auf einer Bühne gespielt wurde, zum ersten Mal in Weißenburg erklingen.
Nicht nur räumlich sondern auch inhaltlich lehnte sich die Produktion so eng als möglich an die „Version Erika Mann“ an. In Zusammenarbeit mit einem Musiker aus der Region wurde eigens Notenmaterial erstellt, das eine Aufführung in der Form ermöglicht, wie sie 1932 geplant war.
In verschiedenen Punkten wurde auf die Situation vor 90 Jahren, vor allem auf die lokalen Bezüge eingegangen. Unter anderem wurde eine Besonderheit aufgegriffen, die Erfolg und besonderen Reiz der Inszenierungen in den Anfangsjahren des Bergwaldtheaters ausmachte. Mit der Besetzung des Chores durch die Weißenburger Vocalisten unter Leitung des Kantors an St. Andreas, KMD Michael Haag, wurde ab die Tradition des Miteinanders von professionellen Künstlern und ambitionierten Laien aus der Region amgeknüpft, die bereits in den Anfangsjahren der Bühne eines der Erfolgsrezepte darstellte. Schon nach Meinung der frühen Initiatoren sollte die aktive Beteiligung lokaler Künstler doch die Brücke der Weißenburger Bevölkerung zu den Festspielen darstellen.
Hetzartikel aus der nationalsozialistischen Sonntagszeitung “Sonntag-Morgen- Post”. München, 1933 Nr. 7 vom 12. Februar 1933
Für die instrumentale Ausführung konnte mit der Neuen Nürnberger Ratsmusik ein Ensemble für Weißenburg gewonnenwerden, das in mehrfacher Hinsicht in ganz besonderer Weise dem Gesamtkonzept entsprach und dieses bereicherte. Zum einen stärkt die räumliche Nähe des Ensembles den regionalen Bezug der Aufführung. Zum anderen spielen die Musiker und Spezialisten für historische Aufführungspraxis auf historischen Instrumenten oder Nachbauten in der Besetzung einer typischen barocken Hofkapelle des 18. Jahrhunderts. Gerade unter diesem Gesichtspunkt waren sie in besonderer Weise geeignet, das Bemühen der Veranstalter nach einer möglichst originalgetreuen Wiedergabe der in spätbarocker Tradition entstandenen Oper zu interpretieren und damit auch klanglich die Unterschiede zu den klassischen Opern Mozarts darzustellen.
Auch bei der Auswahl der Sängerinnen und Sänger gelang es, den Wünschen und Ideen der Organisatoren in besonderer Weise gerecht zu werden. Neben der besonderen stimmlichen Qualität, welche die Künstlerinnen und Künstler in der Vergangenheit vor Ort zum Teil bereits mehrfach unter Beweis gestellt haben, bestehen vielfache Verbindungen zu Weißenburg und zum Bergwaldtheater. Corinna Schreiter und Markus Simon waren in der Vergangenheit wiederholt bei verschiedenen Produktionen in Weißenburg zu Gast. Zusammen mit Christine Mittermair zählten sie zum festen Stamm der Musiker um Wolfgang Riedelbauch, dem Gründer des Originalklang-Festivals Fränkischer Sommer. Katharina Susewind schließlich verbrachte zusammen mit ihrem Mann, dem Weißenburger Stadtschreiber Clemens Berger mehrere Wochen des Jahres 2020 vor Ort. In dieser Zeit trat sie auch wiederholt als Sängerin auf, zuletzt im Rahmen eines Liederabends im Wildbadsaal mit Werken von Dmitri Schostakowitsch.
In erläuternden Spielszenen zwischen den Arien der Oper traten Weißenburger Schauspieler auf, die nicht nur die Ereignisse von vor 90 Jahren erlebbar machten, sondern auch die Aktualität der scheinbar in weiter Ferne liegenden Ereignisse aufzeigten.
Unser Projekt im Spiegel der Presse
Beitrag aus “Carpe diem” dem Kultur Magazin für Altmühlfranken” (Ausgabe April bis Juni 2022)
Bericht in der Süddeutschen Zeitung vom 26. April 2022
Bericht im Weißenburger Tagblatt vom 28./29. Mai 2022
Vorbericht zur Podiumsdiskussion am 16. Juni 2022 im Weißenburger Tagblatt vom 14. Juni 2022
Früh & Launig – das tägliche News-Update aus Nürnberg & der Region. Ausgabe vom 14. Juni 2022 (Minute 2:45 – 7:55)
Bericht in den Nürnberger Nachrichten vom 16./ 17. Juni 2022
Bericht über die Podiumsdiskussion mit Frau Prof. von der Lühe aus dem WT vom 18.06.2022
Vorankündigung in der Frankenschau vom 19. Juni 2022
Beitrag auf BR 24 Kultur: 90 Jahr nach dem Skandal: Weißenburg ehrt Erika Mann
Bericht auf BR2/ BR Klassik vom 24. Juni 2022
Bericht in der Frankenschau vom 26.06.2022
Erika Manns Fassung der Mozart-Oper „Apollo und Hyazinth“ in Weißenburg. Bericht von Jörn Florian Fuchs.Deutschlandfunk, 27.06.2022
Nachbericht zu den Opernaufführungen im Weißenburger Tagblatt vom 29.06.2022